Von der Theorie zur Praxis

DGKP Zemira leitet Auszubildende dabei an, ihre theoretischen Kenntnisse in die Praxis umzusetzen.

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Pflegeberufe bieten viele Möglichkeiten zur Weiterbildung und persönlichen Entwicklung.

Als Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin kümmert sich Zemira Dzananovic seit 2006 liebevoll und sehr engagiert um das Wohl der pflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohner bei der Senioren-Betreuung Feldkirch (SBF). Neben ihrer Tätigkeit als Wohnbereichsleitung im Haus Schillerstraße, welche sie sich mit DGKP Magda Giesinger teilt, hat Zemira kürzlich berufsbegleitend den FH-Lehrgang „Praxisanleitung“ erfolgreich abgeschlossen - weil es ihr ein großes Anliegen ist, den Pflegenachwuchs bestens auf seine künftigen Aufgaben vorzubereiten.

Gerhard Fend, Zentrale Pflegedienstleitung SBF, hat mit Zemira über ihre Arbeit und Ausbildung gesprochen.

Als erste Mitarbeiterin der SBF hast du den neu entwickelten Lehrgang „Anleitung und Begleitung von Auszubildenden“ absolviert. Was genau steckt hinter dem Begriff „Praxisanleitung“?
Zemira: Die Praxisanleitung in der Pflege ist die Ergänzung zur fachtheoretischen Ausbildung in der Pflege- und Fachhochschule. Sie ist ein wesentlicher Teil der Ausbildung und zählt zur Methodenlehre der Berufs- und Pflegepädagogik. In einfachen Worten ausgedrückt: Der/Die Praxisanleiter/in fungiert als Schnittstelle zwischen der Schule und dem Auszubildendem bei der Kenntnis- und Wissensvermittlung.

Was war deine Motivation, dich berufsbegleitend für diese einjährige Ausbildung an der Fachhochschule Vorarlberg zu entscheiden?
Zemira: Ich arbeite nun seit fast 15 Jahren im Pflegeberuf. Davon betreue ich seit 12 Jahren die Schüler, die bei uns im Heim im Praktikum sind. Als ich damals mit der Schülerbetreuung begonnen habe, hat es noch keine spezifische Ausbildung zu dieser Thematik gegeben. Man hat sich die Kenntnisse durch die Erfahrung mit dem Schüler selbst angeeignet – nach dem Prinzip „learning by doing“. Mittlerweile gibt es verschiedene Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Schülerbetreuung. Diese Entwicklung ist auch notwendig gewesen, um die Qualität der praktischen Ausbildung weiterhin gewährleisten zu können. Ich bin froh, dass ich nach so vielen Jahren in der Praxis letztes Jahr die Möglichkeit hatte, diese Ausbildung zu machen und mich dadurch auch mit anderen Kollegen/innen aus diesem Bereich austauschen zu können.

Im Spannungsfeld des Pflegenotstands sind wir als auszubildende Praxiseinrichtung bestrebt und verpflichtet, eine qualitätsvolle praktische Ausbildung zu gewährleisten. Kannst du uns ein konkretes Beispiel nennen, wie die SchülerInnen der Gesundheits- und Krankenpflegeschule von der Zusammenarbeit mit dir als Praxisanleiterin profitieren?
Zemira: Wenn ein neuer Schüler zu uns ins Heim ins Praktikum kommt, dann schaue ich gleich zu Beginn, welche theoretischen Vorkenntnisse er bereits hat und ob er auch praktische Erfahrung und Kenntnisse mitbringt. Prinzipiell ist es wichtig, jeden Schüler individuell zu betreuen – je nach Alter, seiner Persönlichkeit und seinen Stärken und Schwächen – und mit ihm gemeinsam zu besprechen, welche Lernziele für ihn sinnvoll sind und wie man ihn bei deren Erreichung unterstützen kann.

Aus der Pflegepädagogik stehen mir eine Vielzahl von Methoden zur Verfügung, wie ich dem Schüler Wissen und Fertigkeiten vermitteln kann, wie z.B. Anleitungssituationen, welche der Schüler dann in Folge selbst praktisch üben kann, oder Beobachtungsaufgaben über das Ess- und Trinkverhalten oder das Gangbild eines Bewohners in Relation zu seiner Erkrankung.
Ich versuche, dem Schüler die Unterschiede zwischen der theoretischen Ausbildung und der Praxis zu vermitteln. Er sollte lernen, vernetzt zu denken und den Bewohner ganzheitlich zu sehen und nicht nur seine Erkrankung und die Symptome. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Schülerbetreuung ist die Persönlichkeitsentwicklung des Schülers. Dazu gehört, dass der Schüler lernt, kritikfähig zu sein und sein Handeln zu reflektieren.

Weiterbildung hatte immer schon einen hohen Stellenwert für dich. Mit deiner Ausbildung im Wundmanagement bist du in allen vier Pflegeheimen der SBF eine gefragte Fachkraft. Welche zusätzlichen Befähigungen brachte dir die Ausbildung zur Wundmanagerin?
Zemira: Mit der Ausbildung zur Wundmanagerin habe ich die Möglichkeit erhalten, selbstständig und individuell die Wundtherapie bei einem Bewohner anordnen und sie jederzeit nach Bedarf verändern zu können, ohne vorher Rücksprache mit einem Arzt halten zu müssen. Ich kann selbstständig handeln und das ist in der Praxis sehr hilfreich, da ich viel schneller entscheiden und handeln kann, wenn es die Situation erfordert. Mir ist aber bewusst, dass ich dadurch auch sehr viel Verantwortung habe. Daher ist es wichtig, dass ich meine Kompetenzen und Grenzen kenne und ich weiß, wann es Zeit ist, dass die Wundtherapie eines Bewohners durch die Wundambulanz im LKHF bzw. einem plastischen Chirurgen weiter erfolgen sollte.

Deine vielseitige Ausbildung sorgt für Abwechslung in deinem Arbeitsalltag in der Pflege und Betreuung. Was sind für dich die erfüllendsten Aufgaben in deinem Beruf?
Zemira: Ich mache die Schülerbetreuung, wie bereits erwähnt, schon seit so vielen Jahren und möchte diese auch noch in Zukunft weiter übernehmen, da mir diese Aufgabe sehr am Herzen liegt. Die Schüler sind unsere zukünftigen Mitarbeiter und daher ist es wichtig, sie gut auszubilden und sie so gut wie möglich auf den Berufsalltag vorzubereiten.

Neben dieser Aufgabe bin ich auch froh, dass Wundmanagement in unseren vier Heimen übernehmen zu können. Das ist eine sehr spannende und herausfordernde Aufgabe. Die Interaktion mit den betroffenen Bewohnern und dem gesamten Pflegeteam der SBF ist sehr abwechslungsreich und interessant, da man sich immer wieder auf eine neue Situation einstellen muss. Ich denke aber, dass alle davon profitieren und voneinander lernen können.

Vielen Dank für das Gespräch, Zemira.

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